Ultimo November 2020: Target2-Saldo erneut über eine Billion Euro, EZB-Bilanz schon außer Kontrolle?

Auch per Ende November beträgt der Target2-Saldo der deutschen Bundesbank wieder über eine Billion Euro, genau genommen 1.060.263.482.812,05 Euro.

https://www.bundesbank.de/de/aufgaben/unbarer-zahlungsverkehr/target2/target2-saldo/target2-saldo-603478

Wären Bundesbanker nun ordentliche Kaufleute im Sinne des Gesetzes, müssten sie diesen Saldo abschreiben. Ordentliche Kaufleute dürfen die Leser ihrer Bilanz nämlich nicht betrügen, und Forderungen, bei denen die Schuldner zwar eine gute Bonität haben mögen, aber erkennbar nicht zahlungswillig sind und gegen die man auch nicht rechtlich vorgehen kann, sind selbstverständlich abzuschreiben. Und genauso ist es bei Target2: Die Forderungen sind nicht nur unverzinst, sondern auch niemals fällig und nicht eintreibbar.

Die Stunde der Wahrheit wird aber auch bei dieser fortgesetzten Bilanzmanipulation in Form der Bilanzierung nicht einbringbarer Forderungen kommen: Die EZB muss nämlich ihrerseits ihre Forderungen gegen die Staaten bilanzieren, die im Target2-System die entsprechenden Gegenbeträge schulden.

Diese Staaten können aber nur deshalb den Anschein wahren, ihre Kapitaldienst leisten zu können, weil sie dafür immer neue Transferleistungen von ihren Gläubigern erhalten, derzeit bspw. durch eine sukzessive Ausweitung besagter Target2-Salden, aber in noch viel größerem Ausmaß durch Anleihekäufe.

Womit wir bei der EZB-Bilanz und damit dem Wert des Geldes wären, dass diese Zentralbank ausgibt. Hier lohnt sich, wie so oft, ein Blick in die Vergangenheit: Bei der Einführung des Euro machte die EZB-Bilanz rund 10% des BIP der Eurozone aus. Das BIP, vereinfacht ausgedrückt die Wirtschaftsleistung der Eurozone, ist die einzige Deckung, die Geldbenutzern und Sparern geblieben ist, nachdem jegliche Deckung bspw. durch Gold abgeschafft wurde.

Diese Deckung wurde bei Einführung des Euro also zu rund 10% in Anspruch genommen.

Im Laufe der Jahre hat die EZB die Geldmenge erhöht, indem sie Staatsfinanzierung mit der Notenpresse betrieben hat (ein alter, plumper Trick der Involvenzverschleppung, auch wenn man ihn zwecks Irreführung „Modern Money Theory (MMT)“ nennt). Die Bilanzsumme der EZB ist auch dadurch seit Ihrer Gründung bis Anfang 2020 auf rund 40% des BIP angeschwollen, also in der Phase, wo doch alle „vom Euro profitieren“.

Kein Wunder, dass viele Menschen, die Geld übrig haben, es möglichst wieder loswerden wollen und statt dessen bspw. Immobilien, Aktien oder Edelmetalle kaufen. Letzere sind angesichts des gestiegenen Risikoappetits der Anleger in Folge der „Impfstoff-Euphorie“ mit Blick auf die EZB-Bilanzsumme nicht einmal besonders teuer.

Diese Anlageklassen haben sogar im „Corona-Jahr“ an Wert zugelegt. Eine Erklärung hierfür liefert wiederum ein Blick in die aktuelle EZB-Bilanz: Diese ist per Ultimo November in neuer Rekordgeschwindigkeit in lediglich einem dreiviertel Jahr um über zwei Billionen Euro auf knapp sieben Billionen Euro gestiegen. Eine Nachricht, die entweder aufgrund ihrer Monstrosität gar nicht mehr richtig wahrgenommen werden kann oder unter dem Dauerbeschuss der Nachrichtenleser mit Corona-Infektionszahlen, Inzidenzzahlen und Maßnahmen zum Wohlwollen der Zentralbanker untergegangen ist.

EZB-Bilanzsumme gemessen am BIP im Vergleich zur Goldpreisentwicklung: Der Goldpreis steigt, weil der Geldwert fällt

Innerhalb weniger Monate ist damit die Bilanzsumme der EZB auf 63,4% des BIP gestiegen. Mit anderen Worten: Nicht mal ein Jahr brauchen die Zentralbanker um Christine Lagarde zur Zeit, um Bilanzsumme der EZB gemessen am BIP um mehr als das Doppelte des Gesamtwertes bei Euro-Einführung zu steigern. Alles andere würde wohl zu einem raschen Zusammenbruch mehrerer südeuropäischer Volkswirtschaften führen. Ohne ständige Beschleunigung der Notenpresse lässt sich die Eurozone nicht einmal mehr vorläufig zusammenhalten.

Beim Fliegen führt ein Strömungsabriß zum Absturz, auch wenn man aus hoher Höhe kommend noch eine ganze Zeitlang in der Luft bleibt.

Jeder Sparer und Anleger muss sich die Frage stellen, ob die Währungshüter im Cockpit der EZB diesen Strömungsabriß mit ihren grotesten Bilanzaktivitäten schon verursacht haben oder nicht. Sollte er noch nicht eingetreten sein, scheint er jedenfalls nicht mehr aufhaltbar, auch wenn der Blick aus dem Fenster noch Sonnenschein über der Wolkendecke bietet (während man aber irritierenderweise über den Bordfunk dauernd etwas von immer verzweifelteren „Rettungsprogrammen“ hört).

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